Subkultur kommt ins Rollen

SPORTARTEN / Skate-Anlage in Göggingen wird abgerissen. Eine Alternative ist in Planung, weitere Projekte zeugen von ungebrochenem Interesse am Skateboarden.

*Valentin Platzer

Göggingen. Der FCA ist beliebt wie nie, die Augsburger Panther begeistern tausende Fans. Skateboarden führt eher ein Schattendasein – obwohl es in der Fuggerstadt durchaus eine aktive Skater-Szene gibt. Nun müssen die Sportler auf ihre Skate-Anlage in Göggingen verzichten, der Abriss ist beschlossene Sache.

In der „Miniramp“ genannten Halfpipe zeigten früher Sportbegeisterte ihre Tricks mit Skateboard und BMX, Jugendliche sprühten hier ganz legal Graffiti. Nun wirkt die Skate-Anlage unter der B17-Brücke heruntergekommen. Vandalen haben die Metallgestänge zerbeult und ruiniert, die Sportanlage ist voller Müll. „Auf Grund der Mängel der Anlage war die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben und musste deshalb gesperrt werden“, erklärt Baureferent Gerd Merkle. Der Abriss sei in Planung und erfolge eventuell noch im Februar.

Bei ansässigen Skateboardern dürfte diese Entscheidung für Enttäuschung sorgen. „In Göggingen selbst gibt es keine Anlage, auch im Hochfeld nicht“, sagt Benjamin Ali, Vorsitzender der Skater-Vereinigung Razed auf Anfrage unserer Zeitung. Ali betont aber auch, dass Razed den Abriss der Anlage trotzdem befürwortet. „Bereits beim Bau der Anlage handelte es sich um eine Fehlplanung“, so der Razed-Vorstand. Als Skater habe man keine rechte Freude mit der zu steilen Rampe. Die Anlage sei außerdem schon zu lange marode, eine Nutzung momentan nahezu unmöglich.

Der Verein selbst gründete sich vor fünf Jahren. Razed e.V. übernimmt die Vertretung einer weit verbreiteten Subkultur und möchte die Stadt bei einer sinnvollen Planung von Sportanlagen unterstützen. Die Skater-Vereinigung engagierte sich bereits maßgeblich für die Skatepark-Ruinen im Univiertel. Die Bauten aus den 90er-Jahren werden nun nach „vielzähligen Gesprächen mit dem Kriminalpräventiven Rat“ und weiteren Behörden saniert, erklärt Ali.

Der Sportler Benjamin Ali möchte weitere „Skatepark-Denkmäler“ im Vorfeld vermeiden und sich deswegen bei der Planung einer neuen Gögginger Anlage einbringen. „Wir freuen uns, endlich als Partner/Bindeglied zwischen der Skateboard- und BMX-Szene von der Stadt Augsburg angesprochen zu werden“, heißt es seitens Razed. So können neue Anlagen auf die Ansprüche der Sportler zugeschnitten werden.

Die Stadtverwaltung prüft bereits Alternativen, um den heimischen Skatern ein neues Zuhause zu geben. Parallel zum Großprojekt „Wertach vital“ erarbeitet das Umweltreferat ein Freizeit-und Erholungskonzept.„Dieses sieht vor, auf den Erweiterungsflächen an der Pfarrer-Bogner-Straße einen Skate-Park zu entwickeln“, erklärt Fachbereichsleiter Rupert Mairoser. Diese Idee werde nun geprüft. Neben der bestehenden BMX-Bahn könne eine Skate-Anlage realisiert werden, so Mairoser. Die nächstgelegene, große Skater-Anlage wurde vor einem Jahr auf dem ehemaligen Gelände der Sheridan-Kaserne in Pferseeer öffnet. In Inningen legenSkateboard-Fahrer selbst Hand an, um ihren Wunschpark zu realisieren. Derzeit wird dort die Anlage des FSV Inningen umfassend saniert, Freiwillige und Spender tragen zur Instandsetzung bei.

Die zahlreichen Projekte zur selben Zeit zeigen deutlich, wie groß die Nachfrage nach einem adäquaten Angebot für Skater ist. Für die richtige Halfpipe und ansprechende Bahnen nehmen Skater auch lange Strecken in Kauf. Momentan dürfte das beste Angebot in Oberhausen bei der Bluebox zu finden sein. Die Halle von Alis Verein Razed gilt nicht nur als beliebtes lokales Angebot, sondern lockt Sportler aus ganz Südbayern nach Oberhausen.

Bis die Gögginger Skater in ihrer neuen Halfpipe Tricks vollführen, dürfte es allerdings noch dauern. Ali ist trotzdem überzeugt: „Auch an diesem Ort wird in Kooperation mit der Stadt Augsburg ein neuer Skatepark entstehen.